|
Der Präsident des Weltschachbundes, Iljumschinow, begibt sich mitten ins umkämpfte Tripolis und spielt gegen Diktator Gaddafi Schach. Da schreiben sich die "schmeichelhaften" Schlagzeilen nahezu von selbst; der FIDE-Präsident, bislang bereits - höflich ausgedrückt - als "exzentrisch" bekannt, erntet völlige Ablehnung und verliert in den Augen der Öffentlichkeit jeden Kredit. (Und damit die Schachwelt automatisch auch wieder ein Stück.) Die einzige positive Reaktion kommt - von der FIDE selbst! |
Immerhin interessant, dass Gaddafi vom Schach wenig Ahnung zu haben scheint: Im ersten Zug eiert er unsicher mit Bauer f2 nach f3(-einhalb) herum, sodass Iljumschimow den Zug zurückstellt und offenbar e2-e4 eröffnet. (Man google diverse Videos.) Laut Iljumschinow wisse Gaddafi gerade, wie die Figuren ziehen; nachdem der Diktator einen Springer eingestellt habe, habe er, Iljumschinow, ihm Remis angeboten.
Etliche Schachföderationen, darunter der deutsche Schachbund, haben ihre deutliche Empörung ausgedrückt. Von Österreich war nichts zu hören.
Doch die Delegation des österreichichen Schachbundes wird sich schon etwas dabei gedacht haben, als sie bei der letzten FIDE-Präsidenten-Wahl im Oktober trotz massiver Bedenken einiger Landesverbände für den Grenzgänger Iljumschinow gestimmt hat.
Zugegeben, eine schachpolitisch weiße Weste haben weder Gegenkandidat Karpow noch sein Unterstützer Kasparow (Kommentar zu Tripolis: "Ein Treffen zweier Verrückter"). Eines kann man aber garantieren: Keiner der beiden wäre auch nur im Entferntesten auf die Idee gekommen, sich nach Tripolis zu setzen.
Die Werbung bedient sich gerne des Schachs. Sehr zurecht. Mit Schach verbindet der Konsument nämlich Seriosität, Intelligenz, Konzentration, Präzision Sorgfalt, Ordnung, Raffinesse, strategische Planung, vorausschauendes Denken usw.
Ein ideales Motiv also für eine Unternehmensberatungsfirma. Der Firmeninhaber lächelt den potentiellen Kunden vertrauenserweckend an und tätigt gerade einen "klugen Schachzug". Passt.
Wenn allerdings der potentielle Kunde Schachspieler ist, wird er wohl zu einem Konkurrenten gehen. Ein solcher hat mir nämlich (taktisches Foul!), die Hochglanzbroschüre im Original übermittel (natürlich mit ganzem Gesicht, dafür ohne rote Pfeile).
Ist also der Kunde Schachspieler, wandern seine Augen automatisch aufs Brett und entdecken trotz einiger Unschärfen, dass die Springer und Läufer (und zwar alle - siehe rote Pfeile!) taktisch etwas unpräzise platziert wurden. Nämlich genau verkehrt.
Ich spotte ungern über Unternehmensberater. Denn
alle, die in irgendeiner Weise, ob viel oder wenig, mit Schach Geschäfte
machen, hätten dringend einen guten solchen nötig...! :-)
Zu falschen Eckfeldern und Aufstellungen siehe auch die Tagebuchgeschichten Nr. 13, 22, 27, 31, 32, 48, 69, 76, 90, 95
Ein brillianter Tag, um die Medienwelt zu verstehen. Schach ist dem ORF eine Spitzenmeldung im Sport wert: Zehnjähriger setzt Anand matt!
Relativieren wir: Wer sich einigermaßen auskennt, ist nicht allzu überrascht. Es war ein Simultan gegen 20 Gegner aus Usbekistan, und der 10-jährige Temur Igonin hat immerhin eine Elozahl von 1869 sowie einen FM-Titel (aufgrund des Gewinns einer Junioren-Landesmeisterschaft). Mit 1869 Elo ist man schon erfahrener Turnierspieler, und bei aufstrebenden Jugendlichen hinkt die Elozahl sowieso um 100 bis 200 nach. Anands Score war immerhin 15:5.
Dass beim Simultan allerlei möglich ist, wissen wir, selbst der so sichere Anand verliert bisweilen gegen Hobbyspieler: Berühmtester Anand-Bezwinger ist der deutsche Uni-Professor Eckhard Freise, der erste Millionengewinner bei Jauchs Millionenshow.
Das Wunderkind ist also keines. Wie ein Blick in Google zeigt, haben hunderte Zeitungen die lächerliche Agenturmeldung gedankenlos übernommen und als Schach-Sensation vermarktet. Auch fast alle österreichischen.
Nun, fragen wir uns, wie oft ist die eigentliche österreichische Sensation desselben Tages zu lesen??
Markus Ragger bei der Einzel-Europameisterschaft: Sieg über Judith Polgar, und nach 8 von 11 Runden liegt er auf dem geteilten Rang 1 (in Worten: eins !!) von fast 400 Teilnehmern, darunter gut 160 Großmeister. Hinter ihm Namen wie Swidler, Polgar, Khalifman und noch weißgottwer. Damit spielt Ragger direkt um den Europameistertitel und die WM-Qualifikation.
Das interessiert, wie man so sagt, kaum ein Schwein. Die APA hat (immerhin!!) einen Absatz gebastelt, den kaum wer übernimmt. Natürlich nicht der ORF. In der KTZ steht was, in der Tiroler Tageszeitung, und einen schmucken Ein(!)zeiler enthält der KURIER.
Dass vom 1. Wiener Schulschachtag im Wiener Rathaus kein Wort in den Zeitungen steht, versteht sich von selbst.
Merke also: Nicht Leistung, nicht Inhalt, nicht Seriosität ist wichtig, um in die Schlagzeilen zu kommen!
Die Tagebuch-Geschichte Nr. 84 zeigt, wie's geht. Und bei der Gelegenheit kann man auch die ewig junge Nr. 45 wieder bestätigen.
PS (5.4.2011):
Es wurde letztlich ein sensationeller 6. Platz und die Qualifikation zur WM, wohl die beste Platzierung eines Österreicher in den letzten 50 Jahren. Immerhin war das dem ORF und einigen wenigen Zeitungen der Abdruck der APA-Meldung wert, die sich - äußerst reißerisch, wie Schach mal ist :-) - so liest:
Der Russe Wladimir Potkin hat erstmals den Europameistertitel im Schach errungen. Der 28-jährige Großmeister sicherte sich am Samstagabend in Aix-les-Bains Gold. Silber ging an den Polen Radoslaw Wojtaszek, Bronze an die Ungarin Judit Polgar. Österreichs Meister Markus Ragger landete auf dem sechsten Endrang. Der 23-jährige Klagenfurter qualifizierte sich damit für den World Cup, die nächste Stufe der WM-Qualifikation, und schaffte auch erstmals den Sprung unter die besten 100 der Welt.
Der Österreichische Schachbund vertritt seit langem die These, wir bräuchten nur einen Weltklassemann als Zugpferd, dann würde Schach zum Volkssport werden.
Wie viel hätten denn die Medien berichtet, wenn Ragger gar Europameister geworden wäre? Ebenso nix. Wie viel würden die Medien berichten, wenn Ragger unter die Top 10 der Welt käme? Ebenso nix. Einzige realistische Chance auf mediales Interesse wäre ein Zweikampf Raggers um den WM-Titel. Und die Wahrscheinlichkeit dafür liegt, bei aller Ehrfurcht, bei 0,0000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000001 %.
Die liebliche Radio- und Fernsehmoderatorin Mirjam Weichselbraun war also zur Gast in der Promi-Millionenshow. Das ist für dieses Tagebuch insofern von Interesse, als Frau Weichselbraun laut ihrer Homepage ein sympathisches Hobby hat: "...außerdem geht sie gern ins Kino, fährt Ski oder spielt Schach". Auf der ORF-Website zur Vorstellung der Moderatoren klingt's noch besser: "Neben der Arbeit nimmt sich Mirjam immer wieder Zeit für ihr größtes Hobby: Sie spielt leidenschaftlich gern Schach und hat früher in Tirol bei Jugendmeisterschaften ganz vorn mitgespielt." |
Und wie's der Zufall so will ;-), bekam sie folgende Frage:
"Welches Feld brauchen Schachspieler nicht in ihre Berechnungen miteinzubeziehen?":
a1 |
i4
|
d3 |
h8 |
Die eloquente Moderatorin verstummte, schaute verzweifelt, um nach mehreren Schrecksekunden immerhin einen Ausweg zu finden: "Kann ich bitte eine andere Frage haben?" Womit die Qualität der Jugendschachkarriere von Frau W. einigermaßen geklärt sein dürfte.
Happy End gab's doch: Nach einigen bangen Minuten und tatkräftiger Hilfe der anderen Promis war letztlich die richtige Antwort gefunden, wer hätte das gedacht!
Zu Ehren von Frau Weichselbraun muss man ein Bunte-Interview zitieren, in dem sie der Wahrheit recht nahe zu kommen scheint: "Ich war mal in einem Schachclub. Das war eigentlich bloß eine Überbrückung bis zum Nachmittagsunterricht."
* * * * * * * * * * * *
Die angebliche Schach-Karriere in der Jugend führt uns zu einem (zugegeben nicht ganz so lieblichen) Protagonisten, der auf die Frage in einem Interview*, welche Hobbies er ausübe, so beginnt: "Jeglichen Sport, ich war Vierter im Judo von Wien, Zweiter im Schach, in der Schülerliga, ..."
Schülerliga, da kenn ich mich aus! Mit großer Freude dürfen wir somit eine Behauptung des mehr oder weniger "jokenden" Wiener Politikers H.C.Strache auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Wer mag, darf sich danach, natürlich nur für den höchstpersönlichen Gebrauch, einen Reim auf den Wahrheitsgehalt sämtlicher anderer Aussagen machen. |
"Zweiter im Schach, in der Schülerliga." Zumindest ein wenig suggeriert wird: Wiens zweitstärkster Schachspieler!
Vizemeister von Wien, das wäre nicht schlecht, denn zu Straches Jugend (Jahrgang 1969) war kein Geringerer als Niki Stanec (Jg. 1968) stärkster Wiener Jugendspieler.
Was stimmt davon? Schülerliga ist ein Mannschaftsbewerb zwischen Schulmannschaften - also gleich einmal nix mit "zweitbester Wiener". Der Bewerb wird seit 1981 ausgetragen. Strache besuchte die Hauptschule Strebersdorf von 1979 bis 1983, hätte also drei Jahre die Gelegenheit gehabt. Dass Hauptschulen an der Schülerliga teilnahmen, war eher selten, Strebersdorf nahm stets mit dem Gymnasium teil. Falls die Hauptschule Strebersdorf in den Jahren 81-83 je teilgenommen hat (was ich für eher unwahrscheinlich halte), ist sie mit Sicherheit nie Zweiter geworden.
Wahrscheinlichste Erklärung: Strache ist (vielleicht zur "Überbrückung bis zum Nachmittagsunterricht") bei einem internen Schachturnier der Hauptschule Strebersdorf irgendwann Zweiter geworden. Wenn überhaupt.
Mal sehen, ob ich zu einer Entgegnung gezwungen werde.
* ORF Radio Wien, Wahlchat mit Strache, 18.9.2006; noch im Web zu finden.
PS: Auf Tagebuch-Geschichte Nr. 27 brauche ich ja gar nicht extra hinzuweisen!
Zwei Stammleser haben wiedermal etwas entdeckt und für eine Bereicherung meines Alltags gesorgt.
Zunächst informierte mich Andreas Miltenberger über die ZDF-Lindenstraße-Folge 1289 mit dem reißerischen Titel "Schachmatt für Dr. Dressler". Es gehört zweifellos zu den Wonneseiten meiner Tätigkeit, mir diese Folge quasi berufsbedingt ansehen zu dürfen. In der Tat die erste Lindenstraßen-Folge meines gesamten Lebens, wofür ich Herrn Miltenberger überaus dankbar bin. Tatsächlich beginnt bei Minute 20:19 (Ende 22:46) eine Schachpartie zwischen dem mir bislang unbekannten Dr. Dressler und einem gewissen Ernesto. Die beiden wirken durchaus seriös und geben sich als leidenschaftliche Schachspieler zu erkennen. Was von diesen Attributen zu halten ist, zeigt der Screenshot:
Dazu meint Schachfreund Miltenberger: "Ich wage mal die Behauptung, dass in den Medien mehr Bretter falsch aufgestellt sind als richtig. Oder vielleicht haben die auch recht und wir Schachspieler liegen falsch."
Ja. Wir liegen falsch. A propos.
Wenden wir uns schach-seriöseren Medien zu. Ronald Ortner gönnte mir keinen solchen Video-Genuss, aber schickte mir dafür ein Inserat aus der "Schach-Zeitung" (eine Schach-Zeitung!) für einen Wende-Schach-Tisch. An sich nicht unpraktisch.
Schachfreund Ortner interpretiert wie folgt: "Vielleicht ist der Slogan Unglaublich vielseitig mitunter so zu verstehen, dass auf dem beworbenen Produkt auch Fischer-Random-Schach gespielt werden kann."
(Der Blick des Lesers schweife in Richtung rechtes oberes Eck ....)
Vielleicht ein gefinkelter Werbeschachzug des Tisch-Herstellers? Denn erst nach langem Suchen konnte ich den Fehler gut versteckt auch auf seiner (nicht unsympathischen) Website finden, weshalb ihm, quasi als Anerkennung, ein Gratiswerbelink gegönnt sei: www.wendeschach.de/
Zu falschen Eckfeldern und Aufstellungen siehe auch die Tagebuchgeschichten
Nr. 13, 22, 27, 31, 32, 48, 69, 76, 90
Manch Schachspieler, manche Schachspielerin, träumt vom Titel. Nicht (nur) vom kurzlebigen "Klubmeister", sondern von einem "ewigen" Titel, der, einmal erreicht, bis ans Lebensende als erhebender Zusatz vor dem Namen steht. "GM Soundso" - und Ehrfurcht macht sich unter allen Bevölkerungsschichten breit. (Besser gesagt, machte sich zumindest zu jenen Zeiten breit, als man noch jeden GM selbstverständlich namentlich kannte. Heute, bei der GM-Inflation, verbreitet sich die Ehrfurcht weniger intensiv.)
Den Titel "IM" muss man einem Nichtschachspieler bereits erläutern, bevor er in Ehrfurcht erstarrt, und schon bei "FM" kennt sich der Nichtschachspieler nach der Erläuterung genauso wenig aus wie vorher.
Der Schachspieler hingegen erstarrt auch bei FM noch in Ehrfurcht, weswegen ein listiger Klubkollege von mir, der mit den beiden überaus brauchbaren Vornamen Franz Marcus gesegnet ist, selbige stets vor der Partie (auf Initialen abgekürzt) aufs Partieformular schreibt, was ihm schon etliche Punkte eingebracht hat. (Über das Kapitel "geniale Schachspielernamen" demnächst hier in diesem Tagebuch.)
Seit geraumer Zeit tauchen - entsprechend den FIDE-Normen - bisher unbekannte Kürzel vor manchen österreichischen Schachspieler-Namen auf: NM und CM. Das ist echtes Pech. Der NM (=Nationaler Meister) ersetzt den bisher so beliebten Titel "ÖM". Beliebt deshalb (Dialog): "Entschuldigen Sie, was bedeutet denn ÖM?" "Österreichischer Meister!" - Oh, Sie sind also der beste österreichische Schachspieler!" Tatsächlich soll es NMs geben, die aus diesem Grund auf dem Titel ÖM bestehen.
Auch der neue Titel "CM" klingt als "Candidate Master" deutlich sperriger als noch bis vor kurzem der ehrenwerte, bodenständige, brave MK ("Meisterkandidat").
Damit kommen wir aber nun endlich zur Conclusio dieser Tagebuchgeschichte - nämlich zu jenem Titel, den (zumindest in deutschsprachigen Landen) niemand haben will!
Frauen können sowohl die (Männer-)Titel erobern, als auch die leichter zu erringenden entsprechenden Frauen-Titel. Hierbei wird dem Titel ein "W" für WOMAN vorangestellt.
Es entspricht also
Großmeister: Internationaler Meister: Fide-Meister: Nationaler Meister: Meisterkandidat: |
GM - WGM |
(Achtung, Pointe war schon...!)
Ich meine also: Den Meistertitel einer Reinigungsfachkraft für Stoffwechselendproduktannahmestellen haben sich die armen Meisterkandidatinnen wahrlich nicht verdient....!
PS: Warum man, um den Titel Weltmeister zu bekommen, nur nach Wien fahren muss, erzählt Tagebuchgeschichte Nr. 15.
Legionen von Leuten erkundigen sich äußerst besorgt nach meinem Gesundheitszustand, seit im Kurier nach langem wieder eine Meldung über Schach erschien. Und zwar in den berüchtigten Nuntii Latinii, den lateinischen Nachrichten, die immer wieder skurrile bis deplorable Kurzmeldungen in lateinischer Sprache (samt "Auflösung", Bild) beinhalten.
In "Schachmatt" wird über den tiefen Fall eines Hobbyschachspielers berichtet, der bei einer Schachpartie am Bodensee leicht alkoholisiert infolge Bedrohung durch einen Läufer rücklings die Ufermauer hinunter auf Steine stürzte.
Fatal: Als Name des (49-jährigen!) Unglücksrabens wird tatsächlich Dr. Martin S. aus Wien genannt.
Dazu stelle ich fest:
Ich war noch nie in meinem Leben am Bodensee, habe dort noch nie Schach gespielt, bin noch nie im Leben eine Ufermauer hinabgestürzt und war noch nie im Leben leicht alkoholisiert.
(Allenfalls schwer. Und das ist natürlich auch nur eine billige Pointe und wird sofort widerrufen.)
Wie eine sofortige Recherche beim Nuntii-Autor Dr. W. Kautzky, (gelegentlich) seriöser Gymnasialprofessor, ergab, entspricht der Vorfall der Wahrheit, lediglich die Person wurde - in journalistischer Freiheit - geändert. (Tatsächlich handelte es sich um einen 69-jährigen Bregenzer).
Wenn sich der Leser nun fragt, was in aller Welt den Nuntii-Autor zu diesem Attentat bewog, mag er sich dunkel daran erinnern, dass der Name Kautzky bereits in einer meiner Kurier-Schachkolumnen auftauchte. Und zwar, jeder Stammleser wird es bestätigen, am 16.10.1990, als Schwarzspieler in folgender Partie: 1.e4-e4 e7-e5 wonach Schwarz, laut Kolumne, noch nicht ganz bei der Sache,
den König berührte.
|
Kautzky (Schwarz) W.N. (Weiß) |
Mag sein, dass auch ich es damals mit dem Namen nicht so genau genommen habe, aber das ist ja wohl eine ganz andere Geschichte ....
Gestern wurde ich erstmals in meiner langen Laufbahn lautstark und publikumswirksam als Schwein beschimpft. Und das kam so.
Schnellschachturnier (15 Min.) im schönen Rathaus Klosterneuburg, letzte Runde; Gegner ein slowakischer 2200-er. Die Partie war verloren, ich blitzte nur mehr automatisch und nervositätslos weiter, weil beide weniger als eine Minute auf der elektronischen Uhr hatten.
N.N.
(Weiß) (Klosterneuburg 2010) |
Nach soeben g4-g5+ (Diagramm) zog ich 1....Kh5 und fand ich mich mit 2.Dh7# ab, als der Gegner 2.Dd6?? zog. Ohne Nervosität sieht man natürlich einen Zug wie 2...Le5+! in Sekundenbruchteilen. Der Gegner stutzte, überlegte, gestikulierte, deutete Richtung a8, rief auf slowakisch (vermutlich) "Schiedsrichter" und stellte hektisch die Uhr ab. Mir war gleich klar, was er wollte: Er vermisste einen Bauern auf a7, der natürlich das Patt nach Dxe5 aufgehoben hätte. Seine Beschuldigungen wurden immer lauter: Ich hätte den Ba7 vom Brett geschoben! Rechts von a8 befanden sich massenhaft schwarze Figuren (vom Nebenbrett), daraus war nichts zu erkennen. Zwar war lange Zeit ein Bauer auf a7 gestanden, aber ich hatte keine Ahnung (und weiß es bis heute nicht), wann im beiderseitigen Geblitze der verschwunden war. Und schon gar nicht, wie: Hatte ihn die Dame irgendwann abgegrast, oder war er wirklich beim hektischen Ziehen vom Brett geschoben worden? Und wenn ja, durch wen? |
Zwei Sachen wusste ich sicher: Erstens, dass ich den Bauern nie und nimmer absichtlich vom Brett gefegt hatte, und zweitens, dass er nicht erst im letzten Zug verschwunden war.
Spätestens hier muss mir der allenfalls zweifelnde Leser zwei Dinge zugute halten: Erstens meine mangelnde Genialität. Diesen Grad von Brillianz, bei Erkennen des möglichen Patts in Sekundenbruchteilen den Bauen a7 zu entfernen, besitze ich, seufz, schlicht nicht. Zweitens, meine (durch einige, seufz, Mehrkilos bedingte) mangelnde Beweglichkeit: Die unbeholfene, ausladende Bewegung des rechten Ellbogens Richtung a7 während des gleichzeitigen kurzen Zuges Ld4-e5 wäre sofort aufgefallen.
Herbei eilten Schiedsrichter und Menschenmassen. Schiedsrichter Kristof, an einiges gewöhnt, gab der Reklamation nicht statt, da nicht einmal der Gegner selbst behauptete, der Bauer wäre erst im letzten Zug verschwunden. Und mangels schlechten Gewissens hatte ich weder Größe noch Lust zu sagen: "Irgendwann war da wohl ein Bauer, geb ich halt auf."
Der Gegner tobte, und so kam es also, dass ich vor grinsenden Zusehermassen lautstark in mindestens drei Sprachen (slowakisch, deutsch, englisch) als Schwein (mindestens) beschimpft wurde. Und zu meinem Gaudium hörte ich überdies den Schachlehrer meiner Jugendtage, Doz. Bruno F., mutig in die Menge rufen: "Doktor Stichlberger ist kein Schwein!"
Das beste Mittel gegen schimpfende Schachgegner ist bekanntlich ignorieren. Verständnis hatte ich ja für seinen Ärger, die haushoch gewonnene Partie weggeschmissen zu haben. (Der Sieger hätte noch Preisgeldchancen gehabt.)
Aber noch kein Ende der Schweinerei! Aus lauter Trotz schlug er nicht den Läufer, im Blitztempo ging es also weiter: 3.f4?? Lxd6 4.Kf3 Kxh4 5.Ke4? (5.f5!=) Kg4 6.f5 gxf5+. Als er erkannte, dass der f-Bauer mit Schach fiel, verlor er völlig die Fassung, ließ seine Uhr laufen und stürmte unter Schimpforgien davon, mein immer noch versöhnliches Remisangebot ignorierend. Als Ergebnis habe ich trotzdem Remis gemeldet, bei einem Sieg wäre ich mir wirklich zu schweinisch vorgekommen.
Kurzfassung: Als Schwein bezichtigt, kein Schwein gewesen, Schwein gehabt! Ein erlebnisreicher Tag also, und genau das will man ja von Schachturnieren.
Schach, prominent platziert auf der ORF-Website. Aber nein, nicht die spannende WM-Entscheidung in Sofia. (Was dachten Sie?) Aber die ist immerhin auch irgendwo drin. Und zwar als Mini-Meldung dort, wo sie seit einiger Zeit hingehört: Konsequent als letzte, ganz unterste - also bitte weit hinunterscrollen! - in den Sport- (seufz, Sport-) Kurznachrichten. (Wie in Tagebuch Nr. 45 vorausgesagt.)
Nein, trotz laufender WM ist Schach anders in den Schlagzeilen. (Aber Schlagzeilen sind Schlagzeilen, egal womit!) Der Film "Die Schachspielerin" läuft an.
Wie zu lesen, "entwirft Regisseurin Caroline Bottaro die Szenen am Schachbrett aus einem bewusst weiblichen Blickwinkel." Die Dame sei eben die stärkste Figur beim Schach. Aha. In der offiziellen Filmbeschreibung wird sorgfältig jede Anzüglichkeit vermieden, ist doch der Film eine Charakterstudie über die weibliche Selbständigkeit.
Ob es hingegen die (sichtlich überwiegend) männlichen Journalisten und Filmkritiker schaffen, diversen sich anbietenden Anzüglichkeiten und sexistischen Platitüden zu widerstehen, ist die Frage. Wie ich die echten Schachspielerinnen kenne, werden sie mit so mancher Filmkritik keine Freude haben.
Der ORF (in diesem Fall erstaunlicherweise der haushohe sexistische Vorreiter) titelt auf seiner Website:
"Die Erotik des Schachspiels"
"Eine Frau küsst sich wach"
"Sie, er und ihre Leidenschaft"
In Filmkritiken finden wir noch:
"Die Lust an einer guten Partie" (schelmisch!)
In der "Kleinen Zeitung" lese ich das überaus einfallsreiche Wortspiel: "Vom Bett ans Brett." (Als nächstes kommt dann womöglich: "Vom Brett ins Bett.")
Aber dafür, dass auch die männlichen Schachspieler ihr Fett abbekommen, sorgt "Die Welt" mit der - in Schachkreisen bereits zu Kultstatus gelangten - einzigartigen Poetik:
"Schach, das war doch früher ausschließlich etwas für Soziopathen mit Gewichtsproblemen und unfassbar dicken Brillengläsern. Gerne trugen sie auch Synthetikpullover, deren Geruch von längst vergangenen Sommern und Wintern erzählte. Sie waren Nerds, bevor es das Wort gab, und später haben sie dann im Internet einen Lebensraum gefunden, in den sie besser passten als in die Welt der Deodorants und der Wasserhähne. Und dieses apokalyptisch uncoole Spiel soll jetzt als Metapher für das sexuelle Erwachen einer Hausfrau herhalten?"
Etwas Erfreuliches zum Schluss: "Die Schachspielerin basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bertina Henrichs. Wenn man das nicht wüsste, würde man es nicht vermuten", schreibt ein Kritiker. Glaubt man der Tagebuchgeschichte Nr. 63, erweckt das immerhin Hoffnung auf einen guten Film.
Besichtigte heute die die einzige Wiener Wohnung Mozarts, die erhalten geblieben ist, gleichzeitig die größte und vornehmste, die der Komponist je hatte, nämlich in der Wiener Domgasse. Mit Gegenständen aus Mozarts Zeit wird eine Zuordung der Räume versucht. Da sich in Mozarts Nachlassverzeichnis auch ein Spieltisch befand, wurde im (vermuteten) Spielzimmer ein ähnliches Objekt aufgestellt, das mit wunderschöner Einlegearbeit Spiele wie Schach, Dame, Mühle und Backgammon ermöglicht. |
Daraus ergibt sich eine gesicherte Feststellung.
Nein, nicht etwa die, dass Mozart Schach spielen konnte (obwohl das von dem Zeitgenossen Phildors sogar durchaus vermutet werden darf), sondern dass es der Hersteller des Spieltisches jedenfalls nicht konnte.
Stichwort: Farbe. Eckfeld.
Zu falschen Eckfeldern und Aufstellungen siehe auch die Tagebuchgeschichten Nr. 13, 22, 27, 31, 32, 48, 69, 76.
Er war als 9-Jähriger beim Schachimedes-Schachcamp für 10-18-Jährige, natürlich in der ersten Gruppe, er kombinierte besser als die 17-Jährigen, er erklärte den Großen die Stellungen. Hin und wieder beschlich mich sogar das Gefühl, er langweile sich schachlich ein bisschen.
Warum er mir nun, nach so vielen Jahren, wieder in den Sinn kommt? Ich sehe ihm gerade live per Internet zu, während er bei der EURO in Rijeka mit grandioser Leistung mitten in der Weltspitze spielt, sogar um die Qualifikationsplätze zur Weltmeisterschaft.
Ich konnte ihm in dieser Camp-Woche wohl nichts Nennenswertes beibringen. Ich konnte ihm auch nichts Neues erzählen. Und ihm nichts für seine Karriere mitgeben. Aber immerhin, eines zählt: Zumindest war diese Woche Schach nicht so abschreckend, dass er es aufgegeben hätte.
Heute ist Markus Ragger nicht nur Staats- und Großmeister, sondern der erste Österreicher, der demnächst 2600 Elopunkte erreichen wird. Einen, exakt einen Elopunkt davon betrachte ich mit großem Stolz als meinen ruhmreichen Anteil. Man gönne es mir, mein zweitausendsechshundertstel Lorbeerblatt.
(Foto: Stichl)
Welcher? Natürlich der Kleinste, um den sich alle Großen scharren....!
PS 11.4.:
Und schon tauchen unliebsame Trittbrettfahrer auf. Ein langjähriger
Du-Freund, Mag.T.B., schreibt zu dieser Tagebuchgeschichte: "Ich
ersuche Sie dringend um Richtigstellung. Auch ich habe die 1. Gruppe
mit Ragger damals an zwei Vormittagen unterrichtet. Ich bestehe daher
darauf, dass zumindest 1/3 Ihres Elopunktes mir zusteht, und ersuche
um diesbezügliche Einreichung beim Österreichischen Schachverband.
Unter Androhung gerichtlicher Schritte bestehe ich zudem darauf, dass
Sie Ihr Lorbeerblatt vom behaupteten Zweitausendsechshundertstel auf
den richtigen Wert, nämlich ein Fünftausendzweihundertstel,
korrigieren."
Kleiner Jahresrückblick: Der überlegene Sieg in der Schachimedes-Wertung der besten schachjournalistischen Pointe 2009 geht an den genialen Sprachphilosophen Michael Ehn, seines Zeichens Standard-Kolumnist, Buchautor und Schachistoriker. Und zwar für folgenden Vergleich, der am 14.11.2009 im Standard erschien. Anlass war der Schnellschachwettkampf von Beinahe-Schachpensionisten Anatoli Karpow gegen den regierenden Weltmeister Viswanathan Anand, bei dem Karpow demontiert wurde. Ehn schreibt:
"Was in aller Welt ist in Karpow, der 1966(!) sein erstes internationales Turnier gewann, der es sich heute zu Recht gut gehen lässt und immer mehr einem luftballonartig erweiterten Karel Gott ähnelt, gefahren, sich auf diese Weise demütigen zu lassen?"
....
Und damit klar wird, dass der "luftballonartig erweiterte Karel Gott" keineswegs abfällig gemeint war, der ehrliche Schlusssatz: "Tolja, möchten wir ihm als seine größten Fans zurufen, die Zukunft ist nicht zu retten, rette die Vergangenheit!"
Nun ist also eine Wiener Brücke nach einem Schachspieler benannt. Jubel. Der Fußgängersteg (einst "Ersatzbrücke") neben der Nordbrücke heißt nun, zur Freude aller Logopäden, nach dem in Prag geborenen 1. Schachweltmeister "Steinitzsteg" (ohne Bindestrich). Ich hätte ja dafür plädiert, den Steg nach jenem (echten) Wiener zu benennen, der im Jahre 1910 gegen Lasker um ein Haar die WM-Krone verpasste. Bei der Bevölkerung wäre der Name (in memoriam des 1. August 1976, Bild) sicher gut angekommen (natürlich ebenfalls ohne Bindestrich): "Schlechter Steg" |
Der Obmann des Schachverein
BG 16, Martin Stichlberger, erklärte heute via Presseaussendung,
nicht als kommender FIDE-Präsident zu kandidieren. In der ZIB2
erklärte er: "Ich habe die monatelangen Spekulationen
verfolgt und bemerkt, welche Unsicherheit in meinem Verein dadurch
ausgelöst wurde. Das lasse ich nicht zu." Der eigene Verein
sei ihm wichtiger als ein Karriereschritt. Er unterstütze einen
bürgerlichen Kandidaten, der in einer Stichwahl beste Chancen
hätte, und erinnerte an Klestil gegen Streicher. Der Verzicht auf eine Kandidatur löste unterschiedliche Reaktionen aus. Obmann-Stellvertreter Baumgartner anerkannte dies "als seine persönliche Entscheidung, die ich jederzeit respektiere." Enttäuscht hingegen Kassier Mandl: "Er wäre für das Präsidentenamt hervorragend geeignet gewesen". |
Ergötzlich, wie viele Zeitungsseiten man mit "Nicht"-Meldungen füllen kann. Im obigen (ganz obigen) Fall monatelang. Ich bin richtig süchtig nach "Nicht"-Schlagzeilen. Die Zeitungen sind voll davon, verständlich, denn mit "Nichts" lässt sich im Handumdrehen ein Artikel gestalten. "Schüssel nicht SPÖ-Mitglied"; "Madonna kommt nicht"; "Kein Comeback Schumachers"; Ivanschitz nicht im Team" usw.
(Noch mehr "Nichts" als die "Nicht-Meldung" beinhaltet nur die fiese "Fragezeichen-Meldung", mit der ganze Zeitungen zu füllen sind:: "Wird Pröll kandidieren?" (Lassen wir das Thema), ,"Trägt Grasser Toupet?", "War Kohl gedopt?", "Wird Fischer (Ottfried) EU-Kommissar?" "Fährt Maier doch weiter?" "Ist Lauda der echte Vater?" usw. ad infinitum ...)
Ich gestehe: Auch ich habe in meiner Kurier-Kolumnisten-Zeit bisweilen mit Nicht-Meldungen geglänzt. Eine kleine (reumütige) Auswahl:
"Fischer: Habe nie im Internet geblitzt!"
"Fischer spielt nicht gegen Judit Polgar"
"Kasparow spielt nicht gegen Ponomarjow"
"Kein Match Kramnik-Kasparow"
"WM Kasparow-Shirow geplatzt"
"Kasparow: Stehe für Wiedervereinigung nicht zur Verfügung"
"Papst kein Problemkomponist"
"Russland nicht Europameister"
usw. usw. usw.
So einfach kann Journalismus sein.
Mit Spannung wartet man auf die ersten Fotos des Europacups in Ohrid (Mazedonien). Warum? Seit einiger Zeit forcierte die ECU (Europäische Schachunion) einen "Dresscode" beim Europacup: Jedes Team (6 Spieler) sollte mit einheitlichen Dressen ausgestattet sein. Diese sollten beim Veranstalter bestellt (und natürlich auch bezahlt) werden. Immerhin: Auch Sponsorlogo und Spielername könnten mitbestellt werden, das Ganze um erträgliche 10,- bis 12,- Euro. (Hier die Dresscode-Fotos von 2008.)
Als Vorteile werden aufgelistet: (Nicht aufgelistet werden die finanziellen für die Organisatoren.)
- Ein attraktiveres Erscheinungsbild
für die Medien. |
Auch ein Ausblick wird mitgegeben: Schachverbände sollten bald die allgemeine Einführung eines einheitlichen Dresscodes bei Turnieren diskutieren. (Nicht auszudenken, was dem regulierungswütigem Weltschachbund vielleicht dazu alles einfällt...!)
Immerhin eine interessante Idee.
Ja freilich, beim derzeitigen Durchschnitts-Outfit der Schachspieler wären smarte Polo-Leibchen eine Steigerung von Null auf Hundert. Schade nur, dass wahre Gentlemen wie Kasparow, Leko oder Short nicht mehr in Anzug und Krawatte zu sehen sein würden.
Eine Überlegung allerdings lässt mir die Grausbirnen in die Nase steigen. Die meisten Teams werden aus Spargründen nur eine Garnitur bestellen. Ganz abgesehen von den bescheidenen männlichen Handwaschkünsten reicht die nächtliche Pause zwischen den Spieltagen zum Trocknen nicht aus, ergo ....
".... ist der derzeitige Zustand immer noch besser", setzen
die Optimisten fort.
".... besteht im wesentlichen kein Unterschied", meinen die
Pessimisten.
(Ich selbst distanziere mich hiermit selbstverständlich von allen üblen Nachreden über ebensolche Gerüche bezüglich Schachspielern.)
Nachsatz:
Keine Angst. Wie auf der Website von Österreichs Vertreter
Husek nachzulesen ist, wurden die beim Veranstalter (tatsächlich!)
bestellten Dressen sowieso nicht erzeugt ...
Endlich war Schach wieder einmal in den Schlagzeilen: ORF, Presse, FAZ, Bild-Zeitung, New York Times, Guardian, usw. Nein, kein Dopingfall, ..., na ja, oder irgendwie schon auch:
Der französische Großmeister Vladislav Tkachiev erschien in Kalkutta völlig betrunken zum Duell mit Lokalmatador Praveen Kumar. Die Nummer 58 der Weltrangliste konnte sich kaum auf dem Sessel halten und döste nach elf Zügen weg. Tkachiev verlor die Partie daraufhin aus "technischen Gründen", nachdem er die vorgeschriebene Spielzeit von 1:30 Stunden überschritten hatte. Mehrere Zeitungen zeigten Bilder des mit dem Kopf auf den Tisch gestützten, schlafenden Tkachiev - während die Organisatoren erfolglos versuchen, ihn aufzuwecken. | Auch der Autor nimmt Remis-Angebote übrigens nur stilecht entgegen.... |
Bravo, so gehörts gemacht! Der kluge Tkachiev, immerhin Europameister 2007 und ja, Sunnyboy und Enfant terrible, sorgte schon vor 15 Jahren für Schlagzeilen, als er für Zwei-Minuten-Turniere warb. Die letzte Runde der Olympiade 2008 verschlief er, was Frankreich um die Medaillenchance brachte. Und die Schlussgala seines Beauty-Contests unter Schachspielerinnen scheiterte zuletzt an Sponsoren. Ein Mediengenie.
Da können sich die österreichischen Pressereferenten gehörig etwas abschauen. Wer die österreichische Meisterschaft gewinnt, ist routinierten Zeitungsmannen doch herzlich egal. Dass ein 2700-er Großmeister Bundesliga spielt, ist gewiften Redakteuren nicht einmal ein Gähnen wert. Und noch dazu völlig zurecht - sie kennen ihre Leser. Mann beißt Hund, muss es bekanntlich heißen, und selbst das ist schon abgeschmackt. Nicht zu Unrecht waren die letzten medialen Highlights: Iwantschuks Verweigerung der Dopingprobe, die Klo-Affaire bei Kramnik-Topalow, das Allwermannsche Schummeln via Kopfhörer sowie natürlich Bobby Fischer in allen Variationen.
So manch österreichischer Spitzenspieler ist ohnehin kein Kind von Traurigkeit - also lasst euch was einfallen! Bad news are good news.
PS: Der berühmte Schütteldoktor Rapf sandte mir 5 Tage vor dem Vorfall (!) das passende Vierfach-Elaborat:
Gar oft spielt er mit Wein Schach,
dann grunzt er wie ein Schwein, ach,
er ist nur mehr zum Schein wach,
und spielt, weil er nickt ein, schwach.
"Ich habe einen talentierten Sohn, vier Jahre alt, der wird irgendwann weltbester Spieler. Was können Sie mir raten, was ich mit ihm machen kann, dass er noch stärker wird?" "Gehen Sie mit ihm raus und spielen Sie mit ihm Fußball!" Wer ist der Mann, der das sagt? Ein Leistungs-Feind? Ein Schach-Hasser? Ein Fußballtrainer? "Ich halte gar nichts davon, im Schach dauerhaft zu
versinken." |
|
Der weise Mann ist Schuldirektor, Initiator eines Projekts "Schach statt Mathe" und Autor der berühmten Fritz&Fertig-Reihe: Björn Lengwenus.
Hier das ganze Interview. Allen "Schach-Eislauf-Eltern" wärmstens empfohlen.
Der Wiener Schachverband, seit einem Jahr begrüßenswerterweise mit Frühlingsgefühlen unterwegs, sucht ein neues Logo.
Hier ist der favorisierte Vorschlag: |
Nach kurzer Irritation (habe ich heute etwa schon ein paar Achteln intus ?!?) fällt mir dazu sofort eines ein:
Mit
.......dem
.................Wiener
...............................Schach-
............................................. verband
...............................................................geht's
............................................................................steil
.....................................................................................bergab.
PS 29.5.09: Der Wiener Schachverband steht ab sofort wieder auf einem festen, ebenen Fundament, sozusagen auf sich selbst: |
Mathematiker Christian Hesse philosophiert in seinen "Expeditionen in die Schachwelt" über die starke Vernetzung der Menschheit durch persönliche Beziehungen, das "Kleine-Welt-Phänomen". Als schachliche Entsprechung bringt er die "Fischer-Zahl" in Umlauf und regt das Studium ihrer Eigenschaften an. Voilá. Wie weit sind wir also von einem "indirekten Sieg" über Bobby Fischer entfernt? Hesse vermutet, dass die durchschnittliche Fischer-Zahl aller Spieler nicht größer als 6 oder 7 ist. Ich denke, dass gut 30 (aktive) Österreicher die famose Fischer-Zahl 2 haben (wie auch Kasparow, Karpow, Anand). Mit etwas Glück könnte man als 2000-er die Fischer-Zahl 3 packen. Ein Hobbyspieler zwischen 1200 und 1600 Elo sollte immerhin die Chance auf eine Fischer-Zahl 5 haben, sodass ihn also nur vier Menschen vom Sieg über Bobby Fischer trennen würden! |
Die Fischer-Zahl -
Bobby Fischer selbst besitzt die Fischer-Zahl 0. |
Wie findet man seine Fischer-Zahl heraus? Man nehme den stärksten Spieler, den man je besiegt hat, blättert nach, wen der besiegt hat usw. Schlauerweise geht man auch den umgekehrten Weg: Man schaut, gegen wen Fischer verloren hat, und wer davon jene Kandidaten sind, die möglicherweise in ihrer Karriere einiges "ausgestreut" haben oder oft auch gegen schwächere Gegner gespielt haben, z.B. in Opens. Solche - Verzeihung!!! - "Wackel-Kandidaten" wären z.B. die Fischer-Bezwinger und GMs Janosevic, Matulovic, Cholmow, Uhlmann, Donner, Pachman. Danach forscht man von jeder Richtung...!
Ich war angenehm überrascht, sogar auf mehreren Wegen zur Fischer-Zahl 3 zu kommen: Stichlberger 1-0 GM T. Pähtz (Werfen 1991), Pähtz 1-0 Cholmov (Bulgarien 1987), Cholmov 1 -0 Fischer (Havanna 1965) oder Pähtz 1-0 Uhlmann (DDR 1986), Uhlmann 1-0 Fischer (Buenos Aires 1960). Über Uhlmann führt auch der Pfad Stichlberger 1-0 Pilaj und Stichlberger 1-0 Brandner (beide Werfen 1998), in Folge Pilaj 1-0 Uhlmann (St. Veit 2003) oder Brandner 1-0 Uhlmann (Bundesliga 1997).
Damit bin ich in bester Gesellschaft: Magnus Carlsen, Niki Stanec, Wilhelm Steinitz :-) und übrigens auch Deep Blue (!), wie leicht nachzurechnen. Um ein Haar auch mit Alexander Morosewitsch , doch der verdankt seine Fischer-Zahl 2 einzig einem Sieg 1997 gegen den damals 76-jährigen Smyslow .
Wer zu bequem zum Selber-Forschen ist und zudem noch mit zumindest einer Gewinnpartie in der Megabase 2005 enthalten ist (oder einen solchen Spieler besiegt hat), kann auf der (übrigens österreichischen!) Website http://ibeatgarry.com/ alles blitzschnell ausrechnen lassen. Zunächst die "Kasparow-Zahl", aber auch die Fischer-Zahl und die kürzeste Verknüpfung zu einem Dutzend anderer Superspieler. Was für eine Spielerei....!
Leider ist Schach ein nicht-transitives Spiel, wie Hesse trocken feststellt. Wenn Spieler A Spieler B besiegt und der wiederum Spieler C, kann man nicht logisch folgern, dass Spieler A Spieler C besiegt. Aber, so Mathematiker Hesse (verbindlichsten Dank!): "Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ist es eben doch der Fall"!
Forschen Sie! Reaktionen willkommen!
Bekannt war, dass bei der letzten WM beide Spieler, Anand und Kramnik, nach der 6. Partie eine Dopingprobe abgeben mussten. (Karpow dazu: "Völliger Quatsch!")
Aus Robert Hübners neuestem, äußerst pointiertem Kommentar zur "Willkür der Dopingkontrollen" erfährt man zudem, dass zusätzlich auch ein Mitglied eines der Sekundanten-Teams eine Dopingkontrolle absolvieren musste.
Hübner gelang es, den Sinn zu ergründen:
"Gleich auf den ersten Blick erkennt man, wie wichtig und richtig
dieses Verfahren ist: auch heute noch läßt ein jeder
echte englische Lord, wenn er das dringende Bedürfnis
zu körperlicher Bewegung in sich spürt, seinen
Butler einige Runden auf dem Sportplatz laufen."
Grundsätzlich begrüßt Hübner jede Leistungssteigerung
des Gegners und stellt gleich in den Raum, was außer
Doping noch alles verboten werden könnte:
"Als Gegner bin ich jederzeit froh darüber,
wenn mein Spielpartner sein Können voll zur Entfaltung bringen
kann, denn dann lerne ich mehr. Wer anderer Auffassung ist, wird bald
leistungsfördernde Spaziergänge vor der Partie,
das Atmen während der Partie und das lernfördernde
Analysieren mit dem Gegner nach der Partie verbieten."
Durchaus - für die Schachszene - Bemerkenswertes gibt der neue Sportminister in einem Interview zum Amtsantritt von sich. Und Sportminister heißt ja seit bald drei Jahren, ob man's will oder nicht, auch Schachminister.
Darabos: "Wichtig ist der zählbare Erfolg. Insofern bin ich schon ein Vertreter derer, die meinen, man müsse sich auf so genannte Prime-Sportarten konzentrieren. Das wird einigen nicht gefallen – aber man muss nicht alles gleich fördern. Das Gießkannen-Prinzip tut dem Sport nicht gut. Als kleiner Funktionär im Fußballverband und als Landespolitiker habe ich gesehen, mit wie viel Geld gewisse Sportarten teilweise gefördert wurden. Zum Beispiel Darts. Das ist für mich kein Sport. Das ist lustig, wenn ich im Wirtshaus bin. Schön, dass es alleine im Burgenland 150 Darts-Vereine gibt."
Ja Darts, die stehen ja nur herum und bewegen einen Arm. Um die Schachförderung brauchen wir uns da keine Sorgen machen. Wir sind uns ja sicher: Schach ist zweifellos eine Prime-Sportart. Und lustig, wenn ich im Kaffeehaus bin...!
Dieses Gießkannen-Geld war ja der einzige Grund, warum sich die Schachspieler den Doping-Bestimmungen unterwerfen mussten, besser gesagt, seitens des Schachbundes unterworfen wurden. Aber da hat Darabos gleich eine gute Idee: "Wir müssen Sportler, die gedopt haben, strafrechtlich verfolgen. Durch die Strafandrohung rückt Doping für den Sportler ein bisschen weiter weg. Er weiß, Doping kann ihn ins Gefängnis bringen."
Das ist fein. Dann wissen wir wenigstens, wo wir mit Schwerst-Kriminellen
wie Monika G. eine (inoffizielle!) Partie
spielen können. Im Hefn.
In einem der vielen Berichte
von Chess-Base über die laufende Olympiade
in Dresden entdeckt man ein schönes Foto. Der Bildtext: "Österreich
sehr erfolgreich: |
|
Man stutzt allerdings und sieht näher hin. Auf dem Foto als Kapitän ist natürlich Bundestrainer Egon Brestian. Es ist den Deutschen allerdings nicht zu verübeln, die Ähnlichkeit mit Danner, der Österreichs Team die letzten Jahrzehnte durchaus aufopfernd und auffällig geleitet hat, ist durchaus vorhanden.
|
Und irgendwie ist es ja schmeichelhaft für beide
.
- Für Egon, dass er die Ehre hat, für das
österreichische "Olympia-Urgestein" gehalten
zu werden (und diesem offenbar immer ähnlicher zu werden);
- für Georg, dass er selbst dann präsent
ist, wenn er gar nicht da ist. (Und außerdem locker für 18
Jahre jünger eingeschätzt wird).
Erstaunlicherweise findet sich auf der englischen Chess-Base-Seite der richtige Bildtext; möglicherweise hinterlässt das Englisch des gelernten Anglisten Egon doch einen tieferen Eindruck.
Für alle, die über Ähnlichkeit und Ähnlichwerden philosophieren möchten, stellen wir beide einträchtig nebeneinander:
Danner und Brestian (Bild: stichl, 1999)
Nun hat er also alle Weltmeisterschafts-Modi siegreich absolviert, der symphatische Vishy Anand:
- FIDE-Weltmeister nach K.o.-System 2000,
- FIDE-Weltmeister im Acherturnier 2006 und nun
- "klassischer" Weltmeister im Zweikampf
gegen Kramnik.
Foto: Stichlberger |
Da gehen meine Gedanken zurück an eine Plauderei, die ich mit Anand und Iwantschuk im Frühjahr 1994 anlässlich des Blind-Schnellschachturniers in Monaco führte, wo ich als Journalist dabei war. Der Zwist um den WM-Modus war ganz frisch , Kasparow hatte 1993 mit der Gründung des Gegenverbandes PCA die "Abspaltung" inszeniert und die Schachwelt ins Trudeln gebracht; es herrschte völlige Ungewissheit um die Zukunft des WM-Modus.
|
Ich fragte die beiden, wann einer von ihnen Weltmeister werden würde. Anand war um eine schlagfertige Antwort nicht verlegen: "Da müssen wir wohl erst einen dritten Verband gründen!" Musste er zum Glück nicht, wie wir fast 15 Jahre später feststellen können. Und auch "Tschukie" Iwantschuk sollte eine Chance auf den WM-Titel erhalten, die er allerdings 2002 gegen den 19-jährigen Ponowarjow im K.O.-Finale vergab. * * * Der jetzt unterlegene Waldimir Kramnik fiel übrigens damals schon auf: Nicht nur durch die Haarpracht (Foto), sondern deshalb, dass alle Stars (z.B. Anatoli Karpow) beim Analysieren sein Urteil vorbehaltlos anerkannten. Damals war Kramnik ganze 18. |
Foto: Stichlberger |
Der Wahkampf erfreut uns mit mancherlei Possen und Posen, unter anderem auch mit den zwei schachspielenden Politikerinnen Schmidt und Glawischnig. Gleich fällt auf: Das Brett ist um 90 Grad verdreht, das Feld a1 weiß statt schwarz.
|
Foto: News |
Ein genauer Blick zeigt überdies, dass Heide Schmidt althergebrachte Werte in Frage stellt: Läufer und Springer sind verkehrt aufgestellt. Immerhin macht sie einen regelkonformen Springerzug. Will sagen: Sie hält immerhin die Regeln ein, die Positionierung ist jedoch grundfalsch. |
Eines ist jedoch sicher: Ans tollkühne Meisterschach des Jörg Haider kommen die Damen nicht im Entferntesten heran. (Tagebuchgeschichte Nr. 27)
1. ...f7-f5 |
2.exf6 e.p. - Schach! |
Die allererste Geschichte dieses Tagebuchs (Nr.1) blieb nicht ungelesen. Christian Hesse nahm die Epsiode in seine "Expeditionen in die Schachwelt", das tollste Schachbuch des Jahres 2006, auf.
Wie dem Tagebuch- oder Expeditionen-Stammleser sicherlich im Schlaf bekannt (sonst liest er jetzt am besten nach), wird bei dieser En-Passant-Geschichte einer der Protagonisten hinter dem üblichen (vom lateinischen nomen nescio herrührenden ) Pseudonym N.N. verborgen. Wer ein besonders präziser Kenner dieser Tagebuch-Geschichte ist, sozusagen ein En-Passant-Pedant, weiß sogar zu verbessern, dass im Tagebuch der Schrägstrich im ersten N zu einer Horizontallinie wird.
Wie auch immer, vor einiger Zeit fragte Hesse bei mir an, ob ich nicht den Namen des Spielers wisse, damit er die unbefriedigende Bezeichnung N.N. in der 2. Auflage korrigieren könne. Den Namen kenn ich wohl, allein fehlt mir seit jeher die Zustimmung des Spielers, ihn zu nennen. An solche Ersuchen pflege ich mich zu halten. Aber vielleicht hatte er ja seine Meinung geändert?!
Also begab ich mich bei nächster Gelegenheit zu Herrn H.N. und fragte höflich, ob er nicht nach so vielen Jahren zustimmen wolle, seinen Namen preiszugeben. "Gut", sagte er, "unter einer Bedingung." Ich frohlockte - aber nicht lange: "Nämlich dass Rauchen am Brett wieder erlaubt wird!" Eine Rauchpause sei nämlich damals der Grund für seinen verhängnisvollen Irrtum gewesen.
Auf meinen schüchternen Einwand, dass weder Hesse noch ich das bewerkstelligen würden können, meinte er freundlich: "Dann eben nicht." Fazit: Wer den Schleier lüften will, weiß jetzt, dass er den Dunstschleier einführen muss.)
Im Schachblog "Entwicklungsvorsprung" wurde
übrigens in der Serie "Die
Gurke meiner Karriere" diese Tagebuchgeschichte wiederentdeckt
und ein Gegenstück, sozusagen ein - bitte schnell fünf Mal
hintereinander sprechen - En-Passant-Pendant präsentiert.
In Hinkunft ist die Frage "Wer hat den besseren Läufer?" anders zu stellen, nämlich: "Wer ist der bessere Läufer?"
"Laufen macht schlau" ist der Tenor einer Studie der Universität Ulm. Demnach ist schon nach sechs Wochen intensiven Lauftrainings eine deutliche Verbesserung vor allem beim räumlichen Vorstellungsvermögen und bei der Konzentrationsfähigkeit zu erkennen. "Fittere Probanden zeigen eine schnellere und effizientere Reizverarbeitung“, so die Autoren.
Räumliches Vorstellungsvermögen, Konzentration, schnelle Reizverarbeitung? Ist ja genau das, was beim Schachspielen benötigt wird! Ein völlig kostenloses, wirksames, legales, gesundheitsverträgliches Dopingmittel für Schach ist gefunden, endlich! (Wieso sitzen Sie überhaupt noch vor dem Computer ...?)
Sonderbar mag anmuten, dass es auch umgekehrt funktioniert. Schach wirkt als positives Training für die beim (zumindest Orientierungs-) Laufen benötigten Fähigkeiten, so ein Spezialversuch am GRG 16 Maroltingergasse. Die Maroltinger Jungs siegten zuerst mit größter Überlegenheit beim Internationalen Schulschachturnier in Znaim, tags darauf wurde exakt dasselbe Viererteam Österreichischer Vizeschulmeister im Orientierungslauf.
Wer kennt es nicht, das Bobby-Fischer-Zitat: "Ich könnte jeder Frau auf der Welt einen Springer vorgeben und trotzdem gewinnen." Im Original: "They're all weak, all women. They're stupid compared to men. They shouldn't play chess, you know. They're like beginners. They lose every single game against a man. There isn't a woman player in the world I can't give knight-odds to and still beat." |
Auch dass (zumindest der junge) Fischer mit Frauen wenig anfangen konnte, ist wohlbekannt. ("Sex? - Chess is better!")
Der Amerikaner Jeremy Silman erzählt Typisches über den jugendlichen Fischer: Fischer sah ein alleine am Strand sitzendes Mädchen und beschloss, einen Flirt zu versuchen. "Ich bin Bobby Fischer, der große Schachspieler!" Kein schlechter Aufhänger, doch sie hatte noch nie von ihm gehört. Woher sie komme, fragte Fischer. Holland, war die Antwort. Darauf Fischer: "Kennst du Max Euwe?" Auch von dem hatte sie nie gehört. Bobby war am Ende seiner Ideen, zuckte die Schultern und ging.
Soeben erscheint ein Profil-Interview mit Garri Kasparow, der einige Tage in Österreich weilte und eben nicht gegen Gusenbauer spielte. Ob Frauen schlechter als Männer spielen, war eine ziemlich originelle, selten gehörte Frage. Und ob die Frauen aufholen? Exakt so wird Kasparow im Artikel zitiert:"Sicher! Früher prahlte Bobby Fischer damit, dass er mit jeder guten Schachspielerin eine Nacht verbrachte. Das ist heute unvorstellbar."
Augenscheinlich hat der umtriebige Garri beim Forschen in Bobbys Biographie ganz neue Seiten an Fischers Persönlichkeit entdeckt. Und die Meisterinnen der 60-er Jahre sind offenbar auch allesamt in anderem (rötlicherem?) Licht zu betrachten.
Denn dass die Reporterin angesichts des charismatischen Kasparows beim englisch geführten Interview night mit knight verwechselt hat (odd nights statt knight-odds, wie süß), sich das Restliche irgendwie zusammengereimt hat und das Ganze noch in der Schlussredaktion durchgerutscht ist, ist ja ganz ausgeschlossen.
PS: Siehe auch Tagebuchgeschichte Nr. 18
Nr. 72: Exzentrisch (29.1.08)Wie aus mannigfachen Wienerliedern bekannt, hat der Wiener zum Tod ein entspanntes Verhältnis; beleuchten wir also das Ableben Bobby Fischers mit einem wehmütigen Lächeln. Wobei der Tod Bobby Fischers meine Generation durchaus berührt, war doch die 72-er WM die magische Eingangspforte ins Schach. |
|
Der Name Fischer zieht nach wie vor in allen Medien, und so erschienen zum Tod Fischers unzählige Artikel und Kurzmeldungen (nie ohne das Wort „exzentrisch“) in allen Abstufungen (von gut über schablonenhaft bis lausig). Unter Zeitdruck muss ein (meist) nichtschachspielender Redakteur einen Kurztext zimmern, aus der Fülle von Archivmaterial das ihm wesentlich Erscheinende herausfiltern. Faszinierend, was dabei schiefgehen kann.
„Partie“, „Turnier“ und „Zweikampf“:
Für unsereiner gehört der Unterschied zwischen diesen Begriffen
zum Grundwissen. Nicht für jedermann.
Fischer
machte zeitlebens nicht nur durch seine legendäre Schachpartie
1972, in der er den Russen Spasski als Weltmeister entthronte, Schlagzeilen.
Die Partie geriet zum Symbol des Kalten
Krieges. (ORF)
Spielten die nicht mehrere Partien?
Und
nochmals der ORF:
Fischer nahm trotz der geltenden Sanktionen gegen Belgrad an einer Schachpartie
in Montenegro teil.
Der Schreiber denkt wohl an „Landpartie“ oder „Heurigenpartie“.
Gleich weiter aber die Überschrift: Folgenschweres
Turnier in Montenegro
(Wieder daneben!)
Auch der seriöse
Spiegel verwechselt da wohl was:
Das ganze Drama um Bobby Fischer begann im Sommer 1972 in einer schmucklosen
Halle in Reykjavik. Dort fand der Schaukampf
der Supermächte statt, ein Turnier
Ost gegen West. (Spiegel)
Fischers 19 Gewinnpartien en suite:
Zunächst, wie war es wirklich? Am Weg zur Weltmeisterschaft gewann Fischer 1971 bekanntlich die Kandidatenduelle gegen Taimanow und Larsen mit jeweils 6:0. (Nur Petrosjan schaffte ein 2,5:6,5) Im Interzonenturnier davor (Palma 1970) gewann Fischer die letzten 7 Runden (Rubinetti, Uhlmann, Taimanow, Suttles, Mecking, Gligoric sowie gegen Panno kampflos), sodass tatsächlich 19 (eigentlich 18) Gewinnpartien en suite vorlagen. Wie liest sichs in der Zeitung? (Oder: Wie schreibt einer vom anderen gedankenlos ab?)
1972
hatte Fischer in einem legendären Titelkampf den heute 70-jährigen
russischen Weltmeister Boris Spasski entthront: Er gewann 19 Partien
in Folge. (Presse)
1972
entthronte er in einem legendären Titelkampf in Reykjavik den heute
70 Jahre alten russischen Weltmeister Boris Spasski: Sage und schreibe
19 Partien in Folge gewann Fischer und etablierte sich damit endgültig
als einer der besten Schachspieler. (Krone)
Ganz so schlecht war er nicht, der arme Spasski.
Denn
da fegte Fischer 19 Spitzenspieler hintereinander weg, zwei der besten
mit einem glatten 6:0. Eine Weltsensation. (Tagesspiegel)
Na ja, so herum stimmts auch nicht.
(Zu tiefer) Griff in die pathetische Schmalzkiste:
Seinen
letzten Zug tat Schachlegende Bobby Fischer auf Island. Und es passt
irgendwie zu ihm und seiner schrillen Biografie, dass er ausgerechnet
hier zu atmen aufhörte. (Spiegel)
Den letzten Atem-Zug oder was?
64
Felder besitzt das Schachbrett; mit 64 Jahren rief Schachgöttin
Caissa ihren Größten zu sich. (TAZ)
Ergreifend. (Preisfrage nebenbei: Wie alt ist Caissa?)
Im Süßigkeitenregal bei Hofer entdeckt Schachfreund Ronald Ortner aus der Steiermark dankenswerterweise Schach-Schoko-Kekse und stellt ganz richtig fest: "Ein weiterer Beitrag zum Thema falsch aufgestellte Schachbretter."
Ein Pech aber auch. Irgendwie haben die meisten, die mit Schach werben, ein unglückliches Händchen. Noch nicht verdächtig ist, dass der weiße König liegt, obwohl kaum schwarze Figuren zu sehen sind. Man kann ja den König umlegen, ohne matt zu sein, und außerdem könnten auf den nicht eingesehen Feldern massenweise schwarze Figuren stehen.
Quizfrage: Was ist definitiv falsch?
Schicken Sie ein Mail an Schachimedes. Unter allen richtigen Einsendungen, die bis Ende November 07 eingehen, verlost Schachimedes drei "Spielerische Versuchungen" von Hofer.
Lösung:
Der weiße Bauer steht am Brettrand, also auf welcher Linie? Der a-Linie, meinen Sie? Geht nicht, a5 wäre ein schwarzes Feld. Der h-Linie? Auch h4 wäre ein schwarzes Feld. Tja, und auf der ersten und achten Reihe kann bekanntlich kein Bauer stehen. (Eigentlich nicht, denn ...)
Zwei besonders geschätzte Tagebuchfreunde, S.S. aus K. sowie T.F. aus W., erhalten die Preise: Sie fanden, mit nahezu gleicher - genialer - Begründung, heraus, dass die Stellung eben nicht illegal ist!
Weiß hat sich gewundert, warum der Schwarze ihm erlaubt hat,
mit dem Bauern bis e8 (sic!) durchzulaufen. Weiß ist also soeben
dabei, den Bauern auf e8 umzuwandeln, gerade noch verhallt das Echo
des Wortes "Dame" im Raum, und während er noch nach der
Figur sucht, um sie einzusetzen, bemerkt er, dass er den Wettlauf der
Bauern Richtung Einzugsfelder zwar gewonnen hat, leider aber nicht mit
Schach einzieht, denn der sK steht auf a3. In der Zwischenzeit hat der
Schwarze ein Mattnetz um den wK aufgebaut: wKa1, sKa3, sLa2 und musste
nur noch aufpassen, den weißen Bauern nicht versehentlich zu schlagen,
da es sonst Patt wäre. Deshalb ließ er ihn durchlaufen und
zieht im nächsten Zug selbst mit seinem Bauern von h2 nach h1 ein
und holt sich eine Dame mit gleichzeitigem Matt! Also vollendet Weiß
den letzen Zug gar nicht mehr, weil er sieht, was ihm blüht, wirft
entnervt den König um, der nach e7 kullert, und gibt auf.
(Zum Thema falsche aufgestellte Bretter siehe auch Tagebuch-Geschichten Nr. 13, 22, 27, 31, 32, 48, 69)
Kleines Quiz: Welcher von den Super-Großmeistern mag den meisten Spaß am Schach haben? Wohl sicher der kreativste, originellste, spielfreudigste. Jener, der die abenteuerlichsten Partien und ausgefallensten Eröffnungen spielt. Der jede Partie auskämpft. Der Publikumsmagnet schlechthin. Sprich: Alexander Morosewitsch.
Wirklich?
Aus einem Interview während der jüngsten Weltmeisterschaft in Mexiko: Moro: Amazingly I'm still playing, playing, playing. I don't know why. I'm tired of chess." Interviewer: "Why?" Moro: "How it's not possible to be tired of chess?" |
Ein kurzes Vergewissern im Wörterbuch: "To be tired
of" heißt nicht etwa "müde sein".
Vielmehr: Es satt haben, es leid sein, überdrüssig
sein, genug haben, zum Hals heraushängen ...
Tja. So ist das.
PS: Das erinnert frappant an "Hamarats Rezept" (Tagebuchgeschichte Nr. 35 .)
Es ist gerade Schach-WM, der ÖSB rührt die Werbetrommel für Schach als Sport, daher muss ja massenhaft Schach in den Sportteilen der österreichischen Zeitungen zu finden sein. Na ja, eigentlich kein Wort über die Schach-WM (außer in der letzten einsamen Bastion, dem Standard). Quasi ein Faröer des medialen Schachs.
Was dann? Staatssekretär Lopatka verkündet stolz, dass er Garri Kasparow als "Botschafter der Leidenschaft" - nochmals zum Mitdenken: als "Botschafter der Leidenschaft" (???) - für die Fußball-EM 2008 gewinnen konnte. (Exkurs: Im Lopatka-Weblog findet sich auch der interessante Satz über Kasparow: "Wir teilen ein gemeinsames politisches Vorbild - Winston Churchill." (Ja, ja: "No sports.") - Kasparow wird dem österreichischen Fußball sicher gewaltige Impulse geben.
Das überwältigende Schachaufkommen in den Sportteilen beschert uns aber wieder einen Prominenten am Schachbrett: Josef Hickerberger. Alle Achtung! Im Gegensatz zu sonstigen Promis stimmt hier jedes Detail. Eine lupenreine Spanische Partie mit 3...a6 4.La4 Sf6 5.c3. Dass Hicke soeben den Sc6 berührt, hat ihm, wie's so Usus ist, mit Sicherheit der Fotograf eingeredet, damit es besser ausschaut. Denn unser Teamchef ist seit Jahrzehnten weit über die Grenzen Österreichs hinaus als passionierter - und sogar guter - Schachspieler bekannt. Und kennt die spanische Theorie sicher besser als Kasparow die Abseitsregel. |
Bild: Österreich |
PS: Andere Promis am Schachbrett: Siehe Tagebuchgeschichten 13, 22, 23, 27, 48.
PS 16.10.07: Eigentor!
Kürzlich erschien dasselbe Foto nochmals, diesmal mit 5 cm mehr am unteren Rand. Und diese 5 cm offenbaren die ganze Wahrheit. Alles Lob aberkannt wegen Foul, Abseits, Handspiel ...!
Wie erst hier zu sehen, ist die weiße
Rochade bereits ausgeführt! Nix Spanische Theorievariante:
Damit hat Weiß nämlich sechs
Züge ausgeführt, Schwarz vier.
Außer, Hicke zieht eben seinen Springer wieder nach c6 zurück, z.B.: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Sd4? 6.c3 Sc6 |
Jetzt erst sehe ich wirklich schwarz für Österreichs Fußballteam bei der EM.
Manche Geschichten kann man nicht erfinden. Die Wirklichkeit ist unübertrefflich. Der simple Sachverhalt einer "österreichischen Realsatire" (© Chessbase).
Sonntags, 11 Uhr. Es klingelt an der Wohnungstüre von Österreichs Nachwuchshoffnung Monika G., 48. Vor eineinhalb Jahren war sie einmal Dritte einer Damenstaatsmeisterschaft. Mit einer stolzen Elozahl von 1701 Elopunkten ist sie nun die Nr. 3.817 der gesamtösterreichischen Rangliste, doch als Nr. 60 der österreichischen Damenrangliste offenbar immer noch potentielle Nationalspielerin. Zwei Dopingkontrolleure stehen vor der Türe und verlangen eine Dopingprobe. Monika G., "ihres Zeichens Schachprofi" (© Ö3), denkt angesichts der oben genannten Zahlen an einen schlechten Scherz, knallt die Tür zu und wird vom Österreichischen Schachbund mit der bei Verweigerung unabdingbaren Strafe belegt: Zwei Jahre Sperre, nicht nur für offizielle, sondern für sämtliche Turniere. | © Grafik: U. Fraunschiel |
Tja, Schach ist Sport. Seit sich der Österreichische Schachbund (ÖSB) mit Gedeih und Verderb, dafür ohne Vorbehalte, der Bundessportorganisation ausgeliefert hat, um an Fördertöpfe heranzukommen, herrschen raue Sitten.
Ob die Verweigerung der Dopingprobe rechtens oder nicht rechtens war, wird die Berufung zeigen. Sie sei in keinem Kader mehr gewesen, sagt Monika G. Sie sei noch immer auf der aktuellen Kontrollliste gestanden, sagt das Anti-Doping-Komittee. Die Kader zu aktualisieren, habe er nicht verabsäumt, sagt der Schachbund. Wer Kafka, Herzmanovsky-Orlando oder Qualtinger schätzt und Unterhaltung braucht, kann die Groteske hier im Forum des ÖSB nachlesen.
Der ORF und alle Zeitungen berichteten. Die Reaktion des Volkmundes ist geteilt. Einerseits prasselt Spott und Hohn auf alle Beteiligten, insbesondere den ÖSB, nieder. Die Schach-"Sportler" werden mit der gewohnten Häme überschüttet. Andererseits sprechen viele von einem genialen Schachzug der Marketing-Abteilung des ÖSB: Endlich werde Schach als Sport ernst genommen. Und auch das Anti-Doping-Komittee reibt sich wohl die Hände: Wenn die ungeliebten Schachspieler schon am Kuchen mitnaschen wollen, sollen sie auch die Brösel schlucken.
Die Beiträge in diversesten Internet-Foren lesen sich fast so köstlich wie die (nicht zu toppende) Doping-Geschichte. Die denkwürdigsten Sprüche sollen hiermit der Vergessenheit entrissen werden:
"First things first: This is no joke!" (Schottischer Schachverband)
"Seid ihr alle sicher, dass da nicht Frank Elstner dahintersteckt?"
"Endlich kann sich Schach mit Radfahren und 100-Meter-Lauf messen!"
"Und für die Vorgänge beim Hallen-Halma interessiert sich niemand?"
"Angeblich wurde unterm schwarzen Pferd auf b8 ein Blutbeutel gefunden!"
"Die nächsten, die an meiner Türe unverhofft läuten, br... ich halt aus reiner Vorsicht an!"
Viele fragen sich natürlich:
"Hat die sich Kasparow-Gehirnzellen gespritzt oder
was?!?"
"Hat sie gar einen Schachcomputer verschluckt?"
"Wie willstn beim Schach bitteschön dopen???"
(In einem deutschen Forum)
- "Doping beim Schach ist durchaus möglich,
mit z.B. Ephedrin, Phenylphenidat usw., - halt alles, was die Gehirnleistung
beschleunigt." (Da ist die Pointe nicht mehr weit
...:)
- "Nicht schwer, was zu finden, was eine/n Österreicher/in
beschleunigt!"
Und hier der eindeutige Platz 1 der inoffiziellen Schachimedes-Spruchwertung, lapidar und mit unvergleichlicher Logik:
"Hat eine ELO 1700er Spielerin nicht schon bewiesen, dass sie nichts nimmt?"
PS 23.10.07:
Hier gibt's das Urteil
der Berufungsverhandlung. Die Sperre wurde bestätigt. Juristisch
war absolut keine andere Entscheidung möglich.
In Zeiten, wo sich soeben mit Eva Moser eine Österreicherin für die WM qualifiziert hat, erlebt die Schachberichterstattung in den Medien ihren bisherigen Tiefststand. Seit Schach Sport ist, verschwinden auch die letzten Schachkolumnen, dafür wird Schach im Sportteil meisterhaft ignoriert. (Die schlimmsten Ahnungen der Tagebuchgeschichte Nr. 45 sind bei weitem von der Realität übertroffen worden.) Neben der Kurier-Kolumne verschwanden in Österreich jüngst auch die Kolumne in den Salzburger Nachrichten sowie IM Wittmann in der Kleinen Zeitung. Apropos: Immer kleiner wird die Kolumne in der Wiener Zeitung, nur Presse-Brestian und Standard-Ehn trotzten standhaft den Zeichen der Zeit. Wie lange noch? |
Auch international schauts nicht rosig aus. Nigel Shorts berühmte Kolumne im Guardian wurde im Oktober eingestellt, und wie dem originellen Schachblog des in Wien leidenden Schachjournalisten Stefan Löffler zu entnehmen ist, pfeifen auch renommierteste Kolumnisten wie GM Kavalek (Washington Post), Richard Forster (Neue Zürcher Zeitung) sowie die Holländer (Schachnation Holland!) Hermann Grooten, Gert Ligterink und Hans Ree aus dem letzten Loch.
Doch der schrecklichste Verlust trifft uns im eigenen Hause. Schlimm genug, dass Österreichs Schach-Magazin Schach-Aktiv dem Vernehmen nach massiv vom Aussterben bedroht ist. Das wäre noch irgendwie zu überwinden. Doch die Wiener Schachnachrichten, originellerweise WSN genannt, Juwel jeder Schachberichterstattung, steter Quell der Heiterkeit, liebgewordener Begleiter fröhlichster WC-Sitzungen, erscheinen ab sofort nur mehr im Internet, was einer kompletten Einstellung gleichkommt.
Jetzt, jetzt darf geweint werden.
Aus dem jüngsten Programm der "Stehaufmandln":
"Warum wollt' die ÖVP nach den letzten Nationalratswahlen in Niederösterreich das Schachspielen verbieten lassen?
Weils dort keine acht schwarzen Bauern mehr gibt."
Nr. 65: World Championship (26.10.06)Zum geeigneten Zeitpunkt - andernfalls würde man ja schlicht als deplorabler Fäkal-Schachjournalist abgestempelt werden - einige kleine Assoziationen zur Klo-Affaire der vergangenen WM Kramnik -Topalow: |
Geschmeichelt fühlt sich der Schachspieler ob der Tatsache, dass Bankier Elsner eine seiner (nun umstrittenen) Privatstiftungen - nicht unoriginellerweise - "Gambit" taufte.
"Gambit heißt auf Deutsch Schachzug", lese ich im gestrigen "Österreich". Ah ja? Zumindest sagt das etwas über die Recherche-Genauigkeit der Redakteure aus.
Als Schachfreund weiß man natürlich, was Gambit heißt und was der Bankier mit dem Stiftungsnamen (subtil, wahrheitsgetreu oder gar verhöhnend) andeuten wollte: Man spielt riskant, steckt Material hinein, um Zeit zu gewinnen und am Ende um so mehr herauszubekommen. |
Kenner des Wort-Ursprungs von Gambit philosophieren nun bereits heftig, ob Elsner auch sein jetziges Stolpern vorausgeahnt hat. Kommt doch Gambit vom italienischen "dare il gambetto", was heißt: "ein Bein stellen".
PS: Die andere Stiftung heißt (aus dem Golf-Vokabular) "Birdie". Das Glück is a Vogerl...
Schachfreund Herbert Heinzel macht mich mit listigem Lächeln auf den Roman "Die Schachspielerin" aufmerksam, das (allseits gelobte) Erstlingswerk einer gewissen Bertina Henrichs. Kurzinhalt: Das griechische Zimmermädchen Eleni verfällt dem Schachspiel. Sicher kann man da als Schachspieler einiges lernen! Wir erfahren, dass Eleni besonders gern als Weißer den "beschleunigten Drachen" einsetzt. "Den kenne ich nur als Schwarzer im Sizilianer", meint Heinzel trocken. Gleich daneben heißt es: "Eleni studierte die siebente und achte Diagonale, die einen Angriff am Königsflügel ermöglichte..." Tja, wer weiß, vielleicht öffnen sich tatsächlich acht Diagonalen, wenn uns mit Weiß ein beschleunigter Drache gelingt? |
Weiter gehts übrigens damit, dass Eleni schließlich ein Turnier spielen darf, in dem sie in der 3. Runde ausscheidet. Offenbar ein K.o.-Turnier. Ach ja, auf 4 Brettern...!
Hm, lesen oder nicht lesen, das ist hier die Frage. Hat beides was für sich.
Vor kurzem besuchte ich wiedermal Hydra-Bändiger Chrilly Donninger im Waldviertel, und er erzählte mir von seinen Erlebnissen mit Weltmeister Topalow in dessen Wohnort Salamanca. Computer Hydra hatte Topalow so überzeugt, dass er Chrilly unbedingt eine "Baby-Version" abkaufen wollte. "Na, kann Hydra diesen Zug auch spielen?" fragte Topalow stolz hinsichtlich seiner besten Züge, wie z.B. 35...Teg3 in Kasimdzhanow-Topalow, San Luis 2005. "Baby-Hydra spielt's in 23 Minuten, die große Hydra locker bei normaler Bedenkzeit", soll Chrilly grinsend geantwortet haben.
Erst aber musste Topalows Computer aufgerüstet werden. Chrilly und Toppy begaben sich also zum spanischen Media Markt, wurden - wie Chrilly gewohnt sophisticated bemerkt - ebensowenig erkannt wie bedient, kauften schließlich Diverses und marschierten zu Topalows Wohnung. Doch dort scheiterte Chrilly beim Versuch, den Computer aufzurüsten, kläglich.
Warum sollte auch im Haushalt eines Schachweltmeisters etwas so Triviales wie ein Schraubenzieher vorhanden sein...?
Die Geschichte fiel mir ein, als ich Topalows
gestrigen Genie-Blitz vom Turnier in Sofia sah. Plötzlich
war mir eines glasklar:
Dieser Mann braucht keinen Schraubenzieher! Wer's noch nicht gesehen hat, darf rätseln: Welcher diabolische Sinn verbirgt sich hinter Topalows Zug Kg1-h2? (Ein kleiner, vielleicht völlig verwirrender Tipp: Ja, damit etwas nicht mit Schach hängt - aber nicht der Ta1!) |
Topalow - Ponomarjow, Sofia 2006, Kg1-h2 |
Kritische Schachfrage bei der Single-Millionenshow
: "Wie kann man bei einem Schachspiel nicht eröffnen:
a) Sizilianisch b) Spanisch c) Königsindisch d) Zarenrussisch?"
Zugegeben, nicht ganz so spritzig wie hier bei einer alternativen Millionenshow - "In welcher Eröffnung zieht Schwarz im 1. Zug den c-Bauern: a) Wilma Will b) Dani Darf c) Sonja Soll d) Caro Kann?" -, aber immerhin. |
Ratlosigkeit bei Telefonjoker und Kandidatenpärchen, aber letztlich richtig geraten! Der Kandidat erhielt als Strafe dafür ein Bussi seiner Single-Kollegin.
Stellt sich die Frage, ob sich die Redaktion eigentlich darüber im klaren war, dass es die Russische Eröffnung tatsächlich gibt (wenn auch ohne Zar) !?
Übrigens: Vor kurzem wurde bei der Deutschen Show "Genial-Daneben" (ORF-Pendant: "Was gibt es Neues") nach dem "Grand-Prix Angriff" gefragt (Dank an Stammleser Beni Wilhelm). Nach langem Rätseln wurde es doch erraten und, man staune, der Moderator verlas sogar die Züge! (1.e2-e4 c7-c5 2.f2-f4)
Ja,ja, tu felix Germanien.
Aus dem Ratgeber für Bewerbungen des Studienführers der Uni Wien:
DER LEBENSLAUF |
Ja ja, altbacken, Kaffeehausspiel, Pensionistenzeitvertreib ...
Die werden's schon wissen. Also Obacht bei Bewerbungen!
Mit besonderem Vergnügen studiere ich die psychologischen Fehler, die Ursachen für Schachblindheit: Warum die Läuferdiagonale rückwärts übersehen wird, warum man mit längst geschlagenen Figuren matt setzen will, warum das Röntgenmotiv selten durchschaut wird usw.
An sich bin ich selbst nicht allzu anfällig für die eigentliche Schachblindheit, der letzte grobe Anfall liegt ca. 15 Jahre zurück. Ich ziehe vor, auf normale Weise zu verlieren. Doch gestern...! [kopfschüttel...]
Vielleicht will jemand ausprobieren, ob er an derselben Schachblindheit leidet.
Angerer - Stichlberger, Wien 2006 Kleines Detail am Rande: Die meisten Figuren stehen in der a-Linie! Als Schwarzer hatte ich genügend Zeit: 1...Dc6 mit
Doppelangriff auf g2 und a4 sieht verlockend aus. Zu rechnen ist
natürlich mit 2.Lf3. Danach ist der "Figurengewinn"
Dxa4 nicht so einfach, denn nach Damentausch kommt Lxb7, es
hängt der Ta8, der Sa4 (durch Lc6+), und noch dazu bedroht
der Tf1 den Lf5. |
Also spielte ich frohgemut 1...Dc6. Es kam 2.Lf3? (Besser ist Tf2.) 2...Dxa4. Ich stand auf, spazierte herum, um mich mit dem Gedanken an den Figurengewinn vertraut zu machen. Zurückkommend fand ich folgende Stellung
Weiß hatte 3.Lxb6
gezogen. Meine Gedanken in Stichworten: Gut 15 Minuten starrte ich auf die Stellung, rechnete und rechnete, um draufzukommen, dass in jeder Variante ein bis zwei Bauern am Damenflügel verloren gehen. Schließlich entschied ich mich für das vermeintlich geringste Übel 3...Ld7??, was aus zwei Gründen durchaus bemerkenswert ist. |
1) Weiß zog 4.Lxc5?, was schließlich auch gewann. Doch verpasste er den sofortigen famosen Gewinn 4.e6!!. Denn 4...Dxb3? scheitert am Zwischenschach 5.exd7+, und 4...fxe6?? hat das originelle Matt 5.Lh5# zur Folge.
2) Zurück zur Schachblindheit: Ich kam (im 2. Diagramm) 15 Minuten lang nicht einmal ansatzweise auf die Idee, dass die Dame noch auf eine dritte, ganz simple Art zu decken war. Was tatsächlich eine Mehrfigur ergeben und gewonnen hätte.
Weil die ganze Partie lang soviel Zeugs in der a-Linie stand!
Eben fällt mir ein Detail auf, das kaum öffentlich wahrgenommen wurde, dies aber durchaus verdienen würde. Die letzte Änderung der FIDE-Regeln im vergangenen Juli brachte einige Neuerungen, darunter die geringfügige Umformulierung des Artikel 12 (Verhalten der Spieler).
Bislang hieß es: |
Nun heißt es: |
Die Spieler dürfen nichts tun, was dem Ruf des Schachsports abträglich ist. | Die Spieler dürfen nichts tun, was dem Ansehen des Schachsports abträglich ist. |
Bei genauer Betrachtung ist das Ansehen des Schachs halt immer
noch bedeutend besser als sein Ruf.
* * *
Auch im englischen Original ist eine entsprechende Feinheit zu erkennen.
Bislang hieß es: |
Nun heißt es: |
High standards of etiquette are expected of the players. | The players shall take no action that will bring the game of chess into disrepute. |
Erwarten kann man nämlich bald was...
Zum Jahreswechsel stellt so mancher für sich diverse Ranglisten, Tops und Flops des abgelaufenen Jahres auf. So auch ich, und folgendes gewann den Preis für den lapidarsten Nebensatz des Jahres.
Großmeisterturnier in Wien. Ein heißer August-Tag, im Hof des Museumsquartiers wogt das pralle Leben. Das wäre ein Ding, denke ich, hier eine Videowall mit Live-Schachübertragung! Ich irre herum, um irgendeinen Hinweis auf das Turnier zu finden. Kein Schild, kein Schachbrett, kein Großmeister, nichts. Schon leicht entmutigt, treffe ich zum Glück auf Michael Ehn, begnadeter Schachhistoriker, Philosoph und Standard-Kolumnist. Er führt mich lange durch halbdunkle, menschenleere Hallen und verwinkelte Gänge, ehe uns eine schmale, steile Stiege bergab in den Turniersaal führt. Ehn, sinnierend, beim Hinuntersteigen: "So tief ist Schach schon gesunken." |
Nach jahrzehntelangen Beobachtungen trage ich nun eine revolutionäre Theorie an die Öffentlichkeit: Man erkennt Schachspieler an der Aussprache des Wortes "Schach"!
Deutlicher ausgedrückt: Je länger das A, desto größer die Zuneigung des Aussprechenden zum Schach. Je kürzer das A, desto weniger Beziehung zum Schach hat er! Dies gilt, allenfalls mit wenigen regionalen Ausnahmen, für den gesamten österreichischen Sprachraum. | A
A A |
Der wahre Schachspieler sagt "Schaach". Im Extremfall, nach schmerzlichen Verlustpartien: "Das blöde Schaaaaach." Etymologische Erklärungen müssen naturgemäß scheitern. Die Ursache ist wohl psychologischer Natur. Im langen A schwingt hörbar eine gewisse Zärtlichkeit, eine Vertrautheit mit. Das Wort erhält auf diese Weise mehr Gewicht, mehr Bedeutung. Ein Ding, das so bedeutend ins Leben eingreift wie das Schachspiel, kann nicht mit einem Krächzlaut abgetan sein, den die militärisch kurze Aussprache von "Schach" ergibt.
Völlige Ahnungslosigkeit beweist übrigens die Färbung ins dunkle A Richtung "Schoch" (außer bei ungarischer Abstammung*). Sogar der Präsident eines großen Landesverbandes soll in seiner Anfangszeit bei "Schoch" ertappt worden sein. Der wahre Schachspieler fühlt sofort die Unrichtigkeit, so wie jeder echte Wiener automatisch fühlt, dass es "Glasl Wosser" und nicht "Glosl Wasser" heißen muss. Laut Peter Wehles Klassiker "Sprechen Sie Wienerisch" deshalb, da Fremd- und Lehnwörter nicht "verdumpft" werden. Passt: Schach ist ein Lehnwort, es kommt bekanntlich vom persischen shah (=König).
Viel Vergnügen beim Verifizieren der Richtigkeit der A-Theorie, es kann zur Sucht ausarten! Allfällige Rückmeldungen höchst erwünscht!
PS: Nachdem die Geschichte in einer KURIER-Kolumne
erschienen war, schrieb mir eine Dame aus Ungarn: "Ich habe
keine Ahnung, wo Sie ihr Ungarisch-Wissen herhaben, aber die Ungarn
sagen ein kurzes A in sakk (s=sch)." Ja, sicher richtig, aber
lassen Sie einmal einen Ungarn in Wien nach dem Stadtpark und
dem Prater fragen...!
Nun erschien die Story in Schach-Aktiv. Ich bin gespannt!
Letzter Platz für Judit Polgar bei der Schach-WM. Nach ihrer Babypause wäre ihr Eröffnungsrepertoire zu schwach für dieses Superfeld gewesen, hieß es. An sich müsste man ihr gratulieren, dass sie trotz Kleinkind so mitgespielt hat. An dieser Stelle kommt IM Dückstein zu Wort: Der Meister ließ einst verlauten: "Ein Kind kostet ca. 100 Elo." (Den Vater wohlgemerkt, für Mütter steht ein diesbezügliches Bonmot noch aus.) Hm, ein Kind 100 Elo?! Müsste man also pro Kind eigentlich 100 Elo dazugeben...? Somit beginne ich langsam zu überlegen, mir ein drittes Kind zuzulegen. 3 Kinder = 300 Elo. Wohl die einzige Möglichkkeit, mit meinen 2100 auf elegante Weise doch noch die IM-Norm zu schaffen. |
Ihr kleinen Elofresser....! |
Nicht alles, was Bobby heißt, hat mit Schach zu tun. Und wiedermal kostete eine Schachfrage bei der Millionenshow viel Geld. Letzten Samstag im ORF. Denn der Computer, der als erster einen Weltmeister besiegte, hieß nicht Yellow Submarine, nicht Black Box, und auch nicht, wie der Telefonjoker meinte, Bobby Browne. Die Kandidatin vertraute ihm und fiel auf 500,- zurück. |
Erlebte also ein tiefes, blaues Wunder, ähnlich wie in den "Millionärsgeschichten" Tagebuch Nr. 49 und 19.
Seit kurzem werde ich als Berühmtheit angeredet und mit ehrfürchtigen Blicken bedacht. Nicht wegen meiner großartigen Kolumnen. Nicht wegen meines glänzenden Schachunterrichts. Nicht wegen meiner brillanten Schachkombinationen. Sondern - wegen eines Fingerfehlers!
Es passiert, seit in der ORF-Rate-Sendung "Was gibt es Neues" flüchtigst mein Name gefallen ist als jener, der den Begriff "Fingerfehler" zum Erraten eingesandt hat. (Wobei ich an sich nie auf die Idee gekommen wäre einzusenden, aber das ist eine andere Geschichte...) Faszinierend ist jedoch, wie viele Leute in meinem Bekanntenkreis sich abends dieser, na ja, seichten, na ja, Unterhaltung hingeben. |
Was ein Fingerfehler ist, erriet das Rate-Team knapp nicht, schlug sich aber achtbar. (Fußfehler beim Tennis war schon ein guter Ansatz.) Wenige Wochen zuvor war jedoch ein anderer Schachbegriff zu erraten: Was ist das Damenproblem? Niemand erriet es, und der Moderator verlas die Antwort. Kennt man gut: Stelle acht Damen auf dem Schachbrett so auf, dass sie sich nicht gegenseitig bedrohen. Kabarettist Andreas Vitasek, routiniert, ließ es sich nicht entgehen, dem verschrobenen Ruf des Schachs gerecht zu werden: "Das ist das erste Mal", meinte er mit ernster Miene, "dass ich net nur die Frage, sondern auch die Antwort net versteh'!"
Schon ok. Lustig.
Wer würde nicht gerne mit Vornamen Biberle heißen? Warum ist das meinen Eltern nicht eingefallen?
Der offiziellen FIDE-Website entnehme ich die Liste der österreichischen Schiedsrichter. Zwischen bekannten Namen wie "Almert, Margit", "Baumberger, Albert" und "Dorazil, Wilfried" scheint in Zeile 3 ein Herr "Bernhard" auf, der mit Vornamen unzweifelhaft "Biberle" heißt. Hoch offiziell. |
Zwar kann Herr Bernhard aus Wien sicher nichts dafür, jedoch ist er garantiert hoch erfreut, verbindet ihn dieses Schicksal ja mit niemand Geringerem als mit dem indischen Schachgenie Anand. Dieser heißt bekanntlich mit Familiennamen gar nicht Anand, sondern Viswanathan. Und Anand ist der Vorname.
Tja, Namen, Sprachen, Reihenfolgen... - Ich kann nicht anders, mein Blick fällt immer wieder auf Zeile 11 (oben), es platzt aus mir heraus. Heute wird endlich (in thematisch perfekt passendem Zusammenhang) ein jahrzehntelang höflichst gehütetes Geheimnis verraten:
Preisfrage: Warum spielte das Team von Styria Graz Mitte der 80-er-Jahre beim großen Schachfestival in Pula unter ganz anderem Namen? (Zur allgemeinen Verblüffung und zur diebischen Freude von uns spätpubertären Bürschchen.) Ganz einfach: Weil die geschätzte Frau Mannschaftsführerin die Schwierigkeiten beim Ausfüllen der Nennungslisten, sagen wir, nicht hunderprozentig perfekt meisterte. Die Spalten "Vereinsnamen" und "Mannschaftsführer" müssen wohl irgendwie durcheinander geraten sein...
Und so hieß das Team von Styria Graz das ganze Turnier lang: "Grete Katholnig".
Gut, dass in heimischen Gefilden eher Plastik-Schachbretter verwendet werden. Garri Kasparow hingegen, mit einem Holzbrett attackiert von einem Ex-Fan ("Als Schachspieler habe ich dich geliebt, aber du gehst in die Politik!"), musste leiden.
Fotos: Federal Post |
Aus eigener Erfahrung kann ich diesbezüglich leider nichts Aufregenderes berichten als über einen durchs (Hietzinger) Lokal fliegenden und daran zerbrechenden König. Doch aufgrund der seriösen Quelle ("Chess Companion" von Irving Chernev) hege ich keinerlei Zweifel an folgender Hochleistung: Der Weltrekord im gewaltsamen Aufgeben wird von einem gewissen Ahmed Ben Yussof gehalten: Sieben Mal in einem einzigen Turnier fegte er die Figuren vom Brett und zerbrach selbiges am Kopf des jeweils siegreichen Gegners.
oben | Counter: Dia Projektoren |